Streckenbau
Eine Gleistrasse verläuft in einer Landschaft über
Dämme, Einschnitte, Brücken und durch Tunnel. Daraus
wird dann eine Trasse. In den Anfangszeiten des
Bahnbaus wurde fast alles durch Handarbeit erledigt. Der
Transport der Erdmassen konnte, sofern schon die Gleise
verlegt worden sind, mit der Eisenbahn bewerkstelligt
werden. Manchmal benutzte man auch Feldbahnen.
Wenn der Unterbau fertiggestellt worden war, konnte
man mit dem Oberbau beginnen. Er bestand aus den
Gleisen und dem Schotterbett. Dazu kamen noch
Hochbauten, die beim Unterbau schon berücksichtigt
werden mussten. Das sind beispielsweise Bahnwärter-,
Schrankenwärter- und Stellwerksgebäude an den
Abzweigstellen und natürlich die Plateaus für die
Bahnhöfe. Danach wurden noch Signalanlagen und die
Telegrafenmasten gebaut, die immer entlang der Gleistrasse verliefen. Auch schon bekannte Gleisanschlüsse fanden Berücksichtigung.
Bevor all diese Arbeiten beginnen, muss die Gleistrasse erst einmal geplant werden.
Schon sehr früh gründeten die Eisenbahngesellschaften eigene Vermessungsabteilungen, um bei der Planung einer Trasse mit
entscheiden zu können. Dazu gehörten der Grundstückserwerb und die
Vermessung der neuen Strecke zu ihren Aufgaben. Dafür war der
“Landvermesser” zuständig. Das wusste auch schon der Schriftsteller Karl May,
denn in seinen Roman Winnetou I ist die Hauptfigur Old Shatterhand als
Landvermesser für eine Eisenbahngesellschaft unterwegs. Im neunzehnten
Jahrhundert waren die Bauern verpflichtet, dem Landvermesser Unterkunft und
Verpflegung zu stellen. Zu jener Zeit gab es nur wenige Menschen, die so weit
gereist waren wie diese Berufsgruppe.
Zuerst mussten topografische Karten angeschafft werden, die eine
Trassenplanung überhaupt erst ermöglichte. Sofern diese verfügbar waren,
konnte viel Arbeit eingespart werden. Andernfalls musste ein Vermessungstrupp
die Topographie neu vermessen. Schwieriger war es mit dem Höhennetz. Erst
1879 gab es ein einheitliches “Reichshöhennetz”, das als Grundlage zur Höhenbestimmung diente. Sie wurde benötigt, um die
Steigung der Streckenabschnitte berechnen zu können. Wenn diese Vermessungsarbeiten getan waren, folgte die eigentliche Planung.
Meistens wurden mehrere Varianten berechnet. Jetzt war als Erstes eine Baukostenplanung möglich. Hatte man sich für eine Variante
entschieden, musste diese noch von einem Geologen untersucht
werden, um Überraschungen beim Bahnbau zu vermeiden.
Wenn all diese Dinge geklärt waren, mussten die entsprechenden
Grundstücke entschädigt werden, denn die Grundeigentümer mussten
das Grundstück an die Bahngesellschaften verkaufen, was durch
Gesetze geregelt war. Dies gilt im Übrigen heute noch bei Bauvorhaben
des Bundes.
Diese Arbeiten konnten sich schon mal über Jahre hinziehen, bevor mit
dem eigentlichen Bau einer Eisenbahnstrecke begonnen werden
konnte.
Gleisverlegung früher
Normalerweise begann der Gleisbau mit den Erdarbeiten. Also
ausgraben von Einschnitten, auffüllen von Bahndämmen sowie der Errichtung von Kunstbauten. Anschließend wurden die Schwellen
im gleichmäßigen Abstand verlegt und die Schienen mit den Schwellen verbunden. Das so montierte Gleis wurde dann mit
Gleisschotter verfüllt und verdichtet.
Auf die fertige Gleistrasse wurden zuerst die Schwellen mit der Schwellenzange in
gleichmäßigen Abständen der Rippenplatten von 76 cm verlegt. Zur Einhaltung des
Abstands verwendete man Abstandshölzer. In der Kurve mussten die Abstände im
Innenbogen etwas kürzer sein als im Außenbogen. Das galt
natürlich auch für die Schienenlänge. Danach mussten die
Schienen auf die Schwellen montiert werden. Jedes Joch
wurde dann Stoß an Stoß befestigt. Die Gleislänge betrug bis
in die 30er-Jahre 15 Meter. Das ergab dann das typische
„Rattern" beim Eisenbahnfahren. Diese Gleislücken dienten
zum Temperaturausgleich der Schienen. Erst später erfand
man eine Methode zum Verschweißen der Schienenstöße. Die
nebenstehende Grafik zeigt, mit welchen Kleineisen die Schiene an den Schwellen
verbunden wurden. Dabei mussten die Schienen exakt auf gleicher Höhe liegen. Jetzt
wurde der Schotter auf dem Gleis verfüllt, die Gleise ausgerichtet und der Schotter verdichtet.
Gleisverlegung heute
Die ersten Gleisstopfmaschinen wurden 1949 eingesetzt. Damit konnten bis zu 70 % Einsparungen gegenüber der herkömmlichen
Methode erzielt werden.
Heute werden fertig montierte Gleise
über entsprechende Maschinen auf den
Gleiskörper verlegt und danach mit
Schotter aufgefüllt. Die Maschinen
passen die Schottenbettungen
automatisch an und bringen beide
Schienen in eine gleiche Höhe. Hinter
der Maschine kommt das fertige Gleis
heraus.
Vor dem Stopfen und Richten wird das Gleis bis zur Schienenoberkante mit Schotter gefüllt, dann hebt die Stopfmaschine das Gleis auf
die erforderliche Höhe und richtet es exakt auf der vorgesehenen Gleisachse aus. So arbeitet sich die Maschine dann Schwelle für
Schwelle vor. Nach dem Stopfen liegt der Schotter ungleich im Gleisbett. Um ihn gleichmäßig zu verteilen und zu verdichten, kommt
eine Schotterfräse zum Einsatz.
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Impressionen entlang des Schienenstrangs